Linz Nibuelungenbrücke, Neues Rathaus, Ars Electronica Center und Pöstlingberg

Linz hat sich so schön verändert!

Von Reinhard Mandl*

„Linz verändert“ lautet der Slogan, mit dem die oberösterreichische Hauptstadt um Gäste wirbt. Wie kaum eine andere österreichische Stadt hat sich Linz in den letzten Jahren aber auch selbst einem tiefgreifenden Wandel unterzogen. Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2009 geben in der „Stahlstadt“ Kunst und Kultur den Ton an. Linz überrascht aber auch mit viel Grün und überraschend schnell geht auch die Anreise vonstatten: Die Fahrt mit dem Railjet-Express von Wien nach Linz dauert nur 74 Minuten.

Zu Besuch in der „Stahlstadt“

Ich kenne den Linzer Hauptbahnhof seit Kindheitstagen, doch ich bin schon sehr lange nicht mehr mit dem Zug in Linz gewesen. Das moderne Bahnhofsviertel mit den mondänen Hochhäusern sehe ich heute zum ersten Mal. Nur die beiden steinernen Löwen vor dem Eingang zum neuen Hauptbahnhof erkenne ich bei meinem kurzen Rundgang wieder.

Ich gehe zurück in die Bahnhofshalle und fahre hinunter zur Straßenbahnhaltestelle. Kurz darauf sitze ich in einem Wagen der Linie 1 Richtung Universität. Um einen Fahrschein brauche ich mich nicht zu kümmern, denn mein KlimaTicket inkludiert auch die Benützung städtischer Verkehrsmittel, was ich sehr praktisch finde.

Die Straßenbahn fährt mitten durchs Zentrum und auf der Nibelungenbrücke über die Donau. An der Haltestelle St. Magdalena im Stadtteil Urfahr steige ich aus und spaziere über die Hofbauerstiege auf den Magdalenaberg. Unter der Kirche steht eine auffällig mächtige Linde und gleich daneben finde ich das, weswegen ich hergekommen bin: die Relikte der alten Pferdeeisenbahn, die hier am 21. Juli 1832 als zweite öffentliche Eisenbahnlinie auf dem europäischen Festland von Kaiser Franz I. höchstpersönlich eröffnet wurde. Bereits 1836 erfolgte eine Verlängerung nach Gmunden, um Salz nach Böhmen zu transportieren. Neben dem Güterverkehr diente sie aber auch dem Personentransport.

Nachdem ich alle Informationstafeln gelesen habe, gehe ich ein Stück auf der gut erhaltenen Trasse der alten Bahnlinie, die bereits 1872 eingestellt wurde. Heute verläuft auf ihr ein Stadtwanderweg, der zunächst auf der Pferdebahnpromenade durch eine vornehme Wohngegend führt. Viele der modernen Häuser hier bieten fantastische Fernblicke auf die Berge im Süden – vom Toten Gebirge über das Sensengebirge bis zu den Ennstaler Alpen reicht die Palette der schroffen Gipfel am Horizont.

Zurück am Hauptplatz steige ich in die neue Pöstlingbergbahn, die seit ihrer Modernisierung direkt vom Zentrum abfährt. Auch dieses Bahnvergnügen ist im KlimaTicket inbegriffen. Während der Fahrt durch die grüne Vorstadtidylle erhasche ich einen Blick auf ein Architektur-Highlight aus dem Jahr 2015: das Gebäude der Anton Bruckner Privatuniversität, in dem alljährlich über 500 Musikveranstaltungen stattfinden. Auch die Endstation der Pöstlingbergbahn ist in einem außergewöhnlichen Bauwerk untergebracht, einem ehemaligen Fort aus dem 19. Jahrhundert. Die weitläufige Anlage beherbergt auch die berühmte Grottenbahn und sogar die Aussichtsplattform, auf der ich mittlerweile stehe, ging aus der einstigen Befestigungsanlage hervor. Ich blicke hinunter zur Donau, die im Osten eine Schlinge um die Stadt legt. Dieser topografischen Besonderheit verdankt Linz wohl seinen Namen, der vermutlich aus einem keltischen Wort für „Krümmung“ oder „Biegung“ kommt. Auch das römische „Lentos“ soll sich davon ableiten. Hier, auf diesem 539 Meter hohen Aussichtsberg, steht auch die barocke Wallfahrtskirche „Zu den Sieben Schmerzen Mariä“ und um sie herum scharen sich mehrere Ausflugslokale.

Die Pöstlingbergbahn bringt mich in 25 Minuten Fahrzeit wieder zurück auf den Linzer Hauptplatz. Beim Abschreiten der harmonischen barocken Häuserfronten eines der größten Plätze Österreichs fallen mir auch die beiden Brückenkopfgebäude auf, die den Hauptplatz zur Donau hin abschließen. Sie verweisen auf ein finsteres Kapitel der Linzer Stadtgeschichte: Sie stammen aus der NS-Zeit, in der Adolf Hitler, der seine Jugendjahre hier verbrachte, Linz zur „Führerstadt“ ausbauen lassen wollte. Seit ihrer Renovierung leuchten die denkmalgeschützten Brückenkopfgebäude in strahlendem Weiß. Seit 2019 sind beide Häuser Sitz der Kunstuniversität Linz.

Vom Hauptplatz gehe ich auf die Nibelungenbrücke, die mir einen schönen Blick auf das Ars Electronica Center am Urfahraner Donauufer bietet. Dieses „Museum der Zukunft“, in dem schon seit den 1990er-Jahren auf den spannenden Dialog zwischen Technologie, Kunst und Bürgerbeteiligung gesetzt wird, ist aus dem Linzer Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Dass Linz erst kürzlich in den erlauchten Kreis der UNESCO Cities of Media Arts aufgenommen wurde, liegt vor allem am AEC.

Auch das zweite große Juwel unter den Linzer Museen lässt sich von der Nibelungenbrücke aus in voller Länge bewundern. Das Lentos misst stolze 130 Meter und zählt zu Österreichs besten Museen für zeitgenössische und moderne Kunst. Zuerst besuche ich die aktuelle Sonderausstellung und danach widme ich mich der Dauerausstellung, in der Höhepunkte der hauseigenen Sammlung präsentiert werden. Neben den Werken von Berühmtheiten wie Andy Warhol oder Keith Haring ist hier ein guter Überblick über heimische künstlerische Positionen von Klimt und Schiele bis zur Gegenwart zu sehen. Selbstverständlich dürfen in dieser Schau auch die Arbeiten der gebürtigen Linzerin VALIE EXPORT nicht fehlen.

Nach dem Museumsbesuch kehre ich auf der Terrasse des Café-Restaurants Lentos ein und genieße den weiten Blick über die Donau.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich mit einem Rundgang durch die kleine Linzer Altstadt, die sich hinter dem Hauptplatz zwischen Promenade und Hofgasse versteckt. Ziellos schlendere ich durch die alten Gassen und irgendwann lande ich oben beim Schloss. Die „Burg zu Linze“ wurde bereits im Jahr 799 erstmals erwähnt. Später kam sie in den Besitz der Babenberger und schließlich der Habsburger. Heute beherbergt der mehrmals umgebaute Monumentalbau das oberösterreichische Universalmuseum und ein Restaurant. Von der öffentlich zugänglichen Terrasse des neuen Südtraktes blicke ich über die Dächer und Türme der Linzer Innenstadt. Gerne hätte ich mir auch noch die Outdoor-Galerie aus Graffiti-Kunstwerken im Hafen angesehen, doch dieses Vorhaben muss ich auf meinen nächsten Linz-Besuch verschieben!

Mein Fahrplan am 22.3.2022:
Wien Hbf. ab 06:28, Linz Hbf. an 07:43. Retour: Linz Hbf. ab 16:30, Wien Hbf. an 17:44. (CO2-Emissions-Ersparnis gegenüber einer Fahrt im eigenen PKW: 52,86 kg)

* Dieser Text ist eine vom Autor gekürzte Fassung von Kapitel 5 seines Buches Österreich mit dem Klimaticket entdecken – 20 Ausflüge mit Bus und Bahn.